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11 Millionen Dollar auf einen Streich – Ich bin reich! Oder ist es ein Erbschaftsbetrug?

Wow, ich habe es endlich geschafft. Ein unerwartetes Erbe erwartet mich. Oder ist es etwa ein Erbschaftsbetrug?

Kurz nach meinem Urlaub erhielt ich Post aus den USA. Absender war hier eine Kanzlei aus Kanada. Als ich den Brief öffnete, traute ich meinen Augen nicht.

Endlich sollte sich mein langes Warten auf schnellen Reichtum auszahlen, aber lest selbst.

Erbschaftsbetrug ein Brief aus den USA

Toll, oder? Natürlich doof, dass ich die Hälfte des Geldes abgeben soll und zusätzlich noch einen Teil davon Spenden muss. Na ja, aber 4.620.120 $ sind doch auch was Feines.

Fakten sammeln und analysieren.

Natürlich wird man bei solch einem Brief erstmal stutzig. Der Brief ging nämlich an eine sehr alte Adresse von mir und wurde mir von Bekannten übermittelt. Von daher musste der Absender irgendwo alte Daten aufgekauft haben.

Ebenso machte es mich stutzig, dass laut Briefkopf der Absender eine Kanzlei namens Nobereit Palios Associates LLP aus Kanada war, auf dem Briefkuvert jedoch Buffalo NY als Stempelmarke der dortigen Post hinterlegt war. Ja was denn nun? USA oder Kanada?

So jetzt aber mal weiter im Text. Ah, die Versicherung, um die es hier geht, wird nach 3 bis 4 Jahren an die staatliche Abteilung übergeben. Laut Brief verstarb der Versicherungsnehmer vor 4 Jahren.

Also ist das Geld jetzt noch da? Oder hat das schon der dortige Staat? Merkwürdig.

Wir sind uns sicher, dass wir keinerlei Verwandte haben, die jemals ausgewandert sind. Dennoch liest sich der Text ja erstmal toll. Der Versicherungsnehmer Dr. Marcus Danz war ein Immobilieninvestor und Edelsteinhändler.

Mensch, der muss es ja richtig zu was gebracht haben.

Bei solch einer Persönlichkeit sollte man doch irgendwas von ihm im Internet finden.

Natürlich habe ich unterschiedliche Suchmaschinen dazu befragt und ihr werdet es nicht glauben! Man findet den großen Immobilieninvestor und Edelsteinhändler einfach nicht im Internet.

Hmm, jetzt werde ich aber doch stutzig. Ist der Brief etwas, ein gut gemachter Fake? Etwa ein Erbschaftsbetrug?

Warum macht sich jemand die Mühe solch einen Brief zu verfassen und auch noch über den Postweg zu versenden?

Was ist das für eine Firma?

Die URL der Firma gibt es wirklich im Netz. Dahinter verbirgt sich eine professionell gestaltete Webseite, welche auf den ersten Blick keinen Verdacht schöpfen lässt.

Man wirbt hier mit unterschiedlichen Rechtsthemen und hat das ganze mit vielen Bilder aufgehübscht. Adresse im Brief stimmen mit der des Impressums der Webseite überein.

Man könnte also verdacht Schöpfen, dass hier ein Fremder diese Firma nutzt, um Scam Briefe zu versenden. Oder steckt etwa dieses Unternehmen direkt dahinter? Vielleicht gibt es dieses Unternehmen ja gar nicht?

Ich konnte es mir also nicht nehmen lassen, die Website mal genauer zu untersuchen.

Schön finde ich, dass man hier das Team der Kanzlei aufgelistet hat. Auch der sogenannte Herr Nobereit ist hier vertreten.

Nobereit fake Team
Quelle: nobereitassociates.com

Das sind doch mal ein paar kompetente, freundliche Gesichter. Aber so einfach möchte ich dem ganzen doch nicht trauen und starte mal eine Bildersuche, um zu prüfen, wo man die Gesichter noch so findet.

Jetzt bin ich aber perplex. Wie heißt denn nun der gute Mann?

google bildersuche fake profile
Quelle: google.com

Das Bild des sogenannten Herrn Nobereit gibt es im Netz zu unterschiedlichen Namen. Wer hätte das gedacht? Ist das etwa ein Marketing Bild, welches man einfach so auf unterschiedlichen Webseiten zu unterschiedlichen Zwecken verwendet hat? Böse!

Auch zu den anderen Personen finde ich die Profilbilder auf unterschiedlichen Webseiten. Es scheint hier also nichts echt zu sein und jemand hat sich den großen Aufwand gemacht, hier Geld mit einer sehr gut getarnten Masche abzuzocken.

Ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen, die URL mal auf einer Scam Check Webseite zu prüfen. Scheinbar bin ich nicht der einzige glückliche Gewinner.

fake check scamdoc.com
Quelle: scamdoc.com

Wer hätte es gedacht? Alles Fake.

Schade, ich hatte mich doch schon so sehr auf das Geld gefreut.

Fazit

Die Methoden der Betrüger im Bereich Erbschaftsbetrug werden immer raffinierter und schwerer zu durchschauen. In meinem Fall handelte es sich lediglich um einen Brief, aber es gibt auch Berichte über Fälle, in denen Stimmen von Geschäftsführern mittels KI imitiert wurden, um Zahlungen auf fremde Konten zu veranlassen.

Es ist daher unerlässlich, jede Anfrage sorgfältig zu überprüfen. Nutzen Sie alle verfügbaren Mittel zur Verifikation. Im Zweifelsfall können auch Rückfragen bei der Polizei helfen, bevor man Opfer eines Betrugs wird. So lässt sich ein Erbschaftsbetrug vermeiden.

Mit der fortschreitenden Entwicklung von KI-Technologien ist zu erwarten, dass es in Zukunft noch ausgeklügeltere Betrugsmaschen geben wird.

Warum in meinem Fall gerade meine alte Wohnanschrift verwendet wurde, bleibt ein Rätsel. Ich vermute, dass hier alte Daten entweder aufgekauft oder irgendwo abgeflossen sind.


2 Kommentare

  1. Bettina Coners

    Ich habe heute (13.09.24) gleichlautendes Schreiben bekommen…Was habe ich mich gefreut. Auch darüber, dass scheinbar die jetzigen Bewohner des Hauses, aus dem ich 2015 ausgezogen war, sich nun noch die Mühe machten, den Brief mit meiner aktuellen Adresse auf den Weg zu bringen. Sieht doch der Umschlag mit dem Poststempel Buffalo NY und den selbst aufgeklebten schönen Briefmarken so ganz persönlich, nett und äußerst wichtig aus…und dann noch von sooo weit her.
    Da kann man als „falscher“ Empfänger nicht anders, als diesen wichtigen Brief -egal wie- der rechtmäßigen Person/Empfängerin zukommen lassen zu müssen. Entweder durch Recherche nach dem neuen Wohnort oder über den Postbooten. Das zeugt von einem Herzen am rechten Fleck. Es handelt sich um ganz üblen Beschiss und herzloses Rauben von Lebenszeit und Hoffnungen…
    Die Moral sinkt immer weiter herab. Aufrichtigkeit, Güte und Nachsicht braucht die Menschheit mehr als Geld, Macht und Ruhm…

    • Steven

      Hallo Bettina, ja das scheint aktuell eine Masche zu sein. Interessant ist wirklich, dass hier alte Adressdaten benutzt werden.

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